Aus der BVV
Wir in Reinickendorf • 11/2002

Druckräume in Reinickendorf?

HINTERFRAGT
Die Paranoia der Reinickendorfer CDU

»Dem Bezirksamt wird empfohlen, sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass im Bezirk Reinickendorf keine Drogenkon­sumräume eingerichtet werden«, so tautet ein Antrag der CDU-Fraktion in der BVV vom August.

Dieser Antrag hat mich wirklich erstaunt. Denn erstens muss ein Bezirksamt sich sogar aktiv dafür einsetzen, einen Druckraum einrich­ten zu dürfen und zweitens, was sollte ein solches Anliegen in Reini­ckendorf bewirken?

Drogenkonsumräume sollen und dürfen nicht zu weit entfernt von den bisherigen Orten und Treffpunk­ten der Drogenabhängigen einge­richtet werden. Nur so kann der be­troffene Personenkreis auch tat­sächlich erreicht werden. Erfahrun­gen belegen, dass die Drogenszene sich nur wenig bewegt.

In »Druckräumen« kann Leben gerettet werden, denn die wenigs­ten Abhängigen sterben an der Dro­ge selbst. Sie sterben an den Um­ständen des Konsums.

In diesen Einrichtungen stehen den Abhängigen sterile Spritzen, sauberes Wasser und andere Mate­rialien zur Verfügung, um von den Abhängigen selbst mitgebrachte Drogen »sauber« zu konsumieren. Eine medizinische sowie psychoso­ziale Betreuung ist immer ange­schlossen und auch notwendig.

Neben der Aids- und Hepatitis-Prävention der Süchtigen würden auch die Anwohner der örtlichen Drogenszenen von solchen medizi­nischen und sozialen Angeboten profitieren. Abhängige werden nicht mehr in den Hausfluren konsumie­ren und es finden sich, so zeigen Er­fahrungswerte, seltener gebrauch­te Spritzen in den Sandkästen der Spielplätze.

Es ist an der Zeit, neue Wege auszuprobieren. Wege, die in ande­ren Ländern und Städten schon längst erfolgreich beschritten wer­den. SPD und PDS haben in ihrer Ko­alitionsvereinbarung im Grundsatz vereinbart, solche Räume auch in Berliner Brennpunkten einzurich­ten.

Renate Herranen