Keine Lust auf Tina?

Wir in Reinickendorf • 02/2004

Über Alternativen spricht man bei der Hellen Panke

Wenn ich richtig verstehe, was aus den Medien auf mich niederprasselt, sieht die Lage so aus: entweder Deutschland bequemt sich zum Abbau der sozialen Leistungen, zu Lohnstillstand und verlängerten Arbeitszeiten, oder es verliert seinen Status, eine Gegend zu sein, in der man arbeiten und leben kann. Seid umarmt von Maggy Thatchers liebster Tochter TINA – Sie wissen schon: There Is No Alternative. Denn andere denkbare oder schon durchdachte Möglichkeiten werden den verehrten Lesern und Hörern nicht zur Diskussion gestellt, was nach Absicht riecht. Wo erfährt man aber etwas über andere Möglichkeiten?

Ich kann die Helle Panke empfehlen. Das ist ein eingetragener Verein zur Förderung von Politik, Bildung und Kultur mit 120 Mitgliedern, eine PDS-nahe Landesstiftung. Zu letzterer Angabe hält der Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. oec. habil. Klaus Steinitz, gleich eine Bemerkung für notwendig: „Wir begleiten Politik beratend und kritisch, aber wir reden nicht einer vorgegebenen Politik das Wort. Wir betonen unsere Eigenständigkeit, wir haben einen eigenen Vorstand, eigene Finanzen und eigene Mitarbeiter.“

Die Helle Panke e.V. wurde 1991 gegründet. Zuerst widmete sie sich fast vollständig der Aufarbeitung von DDR-Geschichte. Ein sehr wichtiger Diskussionsgegenstand, findet Prof. Steinitz: Es galt zu analysieren, wieso der reale Sozialismus nicht funktionierte; es galt auch eine Menge geradezurücken, was an der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung sehr subjektiv verrückt worden war; und zudem war bei der offiziellen BRD-Aufarbeitung der DDR-Geschichte nach der Wende wiederum eine Menge Fakten unter den Teppich gekehrt worden.

Diesem Gegenstand widmet sich die Helle Panke auch weiterhin, aber immer mehr verlagert sich der Schwerpunkt zu Gegenwärtigem. Am 27. Februar beispielsweise spricht Prof. Dr. Wolfgang Fritz Haug über High-Tech-Kapitalismus, und am Sonnabend, dem 28. Februar, gibt es im Rahmen des Festivals Musik und Politik 2004 gemeinsam mit Lied und soziale Bewegungen e.V. eine Gesprächsrunde „Attac – die neue APO?“ Die findet in der Wabe statt, Danziger Str. 101 in 10405 Berlin – selbstverständlich mit Vertretern von Attac. „Zum Stamm unserer (ehrenamtlichen) Referenten aus Wissenschaft, Kultur und Politik in der DDR kommen jetzt auch immer mehr Diskussionspartner aus den alten Bundesländern und von linken Bewegungen“, freut sich Prof. Steinitz. „Und wir werden im Gegenzug von ihnen eingeladen.“ Der Trend soll sorgsam gepflegt werden.

Ein besonderes Angebot im Europa-Wahl-Jahr ist die Veranstaltungsreihe „Europa – sozial, demokratisch, zivil?“ bis Mai jeweils am 26. jeden Monats. Im Februar geht es um Metropolenförderung in der EU. Hier werden keine Wahlempfehlungen gegeben, sondern Information von kompetenten Leuten zur EU-Entwicklung, betont Prof. Steinitz.

Vor Veranstaltungen der Hellen Panke in der Kopenhagener Straße 9, ganz nahe an S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee, kann man übrigens Ausstellungen betrachten und ein umfangreiches antiquarisches Angebot durchblättern. Aktuell werden „Bilder von Berlin und seiner Umgebung“ von Lieselotte Röhr gezeigt.

Hans Schuster