Nachtflugverbot praktisch mit dauernder Ausnahmeregelung
Wir in Reinickendorf • 04/2004
Die BVV hat auf ihrer März-Tagung einstimmig einem Antrag von Renate Herranen, Einzelverordnete für die PDS, zugestimmt, der dem Bezirksamt empfiehlt, sich erneut bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für eine strikte Einhaltung des Nachtflugverbotes am Flughafen Tegel zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr einzusetzen. In ihrer Begründung verweist Renate Herranen auf Informationen der Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen, die sich seit langem gegen den Fluglärm und für die Sicherheit der Anwohnerinnen und Anwohner einsetzt. WiR sprach mit einem Vertreter der Bürgerinitiative.
Wie wird das Nachtflugverbot in Tegel eingehalten?
Es gibt kein Nachtflugverbot! Es gibt Betriebsbeschränkungen in unterschiedlicher Schärfe. Zwischen 22.00 Uhr und 23.00 Uhr gibt es Beschränkungen, die man als „Dauerausnahmegenehmigung“ bezeichnen kann. Jeder kann laden und starten, wann er will. Zwischen 23.00 Uhr und 24.00 Uhr müsste die zuständige Senatsverwaltung jeden Start und jede Landung einzeln genehmigen und nachfragen, ob die Unabwendbarkeit tatsächlich gegeben ist. Meist begründen die Fluggesellschaften die Verspätungen mit „ATC“ (air traffic control). Tegel – für 5 Mio. Passagiere pro Jahr konzipiert - platzt mit über 11 Mio. Passagieren aus allen Nähten.
Kann der Senat die Entwicklung nicht beeinflussen?
Er könnte, wenn er wollte. Durch eine entsprechende Verkehrsaufteilung könnte der Verkehrsdruck auf Tegel verringert werden. Nur, der Verkehrssenator Strieder und seine Verwaltung wollen nicht und schieben den „Schwarzen Peter“ zur Bundesregierung, um inzwischen weiter in den Ausbau des Flughafens zu investieren - zum Schaden der Bürger. Die Bundesregierung wiederum sagt korrekt, dass sie nicht zuständig ist.
Wie sicher ist der Flughafen?
So sicher wie jeder andere in Deutschland auch. Einmalig aber ist die dichte Bebauung unter den sogenannten Ab- und Anflugvektoren. Es gibt praktisch keine Flächen, die im Falle einer Havarie eines Flugzeugs als Notlandegebiet geeignet wären. (Etwa 70 Prozent aller Unfälle geschehen in der An- und Abflugphase, zwei bis drei km vom Start und Landepunkt entfernt). Unter den An- und Abflugrouten liegen dichtbebaute Wohngebiete, Kitas, Krankenhäuser, Tankstellen und das Lager des „Deutschen Brandtweinmonopols“ mit ca. 30 Mio. Liter Sprit.
Ist es nicht widersinnig, Millionen für ein neues Parkhaus zu investieren, wenn der Flughafen in Tegel 2010 geschlossen werden soll?
Der ganze Flughafen Tegel ist widersinnig und würde auch in dieser Form nie mehr so gebaut werden.