Ein Ort für ratlose und gestresste Seelen:
Wir in Reinickendorf • 06/2004
„Flotte Lotte“ – Oase im Märkischen Viertel
Zwei wirklich flotte Mädels heißen den Besucher willkommen. Ihre Porträts hängen am Eingang und sind Produkte des bemerkenswerten Malzirkels der Einrichtung am Rande des Märkischen Viertels, eines Kommunikations- und Lernzentrums für Frauen. Der kleine flache Bau liegt zwischen Büschen und Bäumen in einem Garten, den eine kundige Hand angelegt haben muss. Sogar einen kleinen mit Schilf und anderen Wasserpflanzen geschmückten Teich gibt es. Und wer dann noch Agnes Steyer-Fontana kennenlernt, die aufmerksame, feinfühlige und sachkundige Leiterin, ist überzeugt, an einem guten Ort zu sein.
Seit 1985 existiert der Verein, der sich nach einem sehr effektiven und nützlichen Küchengerät „Flotte Lotte“ nennt. Er ist entstanden aus mehreren Müttergruppen, die sich zunächst zwanglos und ohne großes Programm zusammenfanden, Kontakte suchten, Erfahrungen über Kindererziehung austauschten, Alltagsprobleme besprachen.
Aus dem umfangreichen Programm sollen besonders hervorgehoben werden die qualifizierten Computerkurse, die sowohl für Einsteiger angeboten werden als auch mit verschiedenen Programmen wie Word, Excel, Bildbearbeitung und dem Internet vertraut machen. Für Seniorinnen gibt es spezielle Kurse angeboten. Die Qualität der Ausbildung hat sich herumgesprochen, es kommen Interessenten von weit her. Die Kosten betragen je nach Einkommen 35 bis 75 Euro.
Einen speziellen Raum gibt es für Bewegung, Körperarbeit und Meditation. Es ist ratsam, sich erst mal für Schnupperkurse anzumelden unter der Telefonnummer 415 15 80.
Ein Schwerpunkt der Arbeit sind Angebote zum beruflichen Einstieg oder Wiedereinstieg. Das sind viermonatige Seminare für Frauen, die längere Zeit aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden oder arbeitslos sind und nach neuen Möglichkeiten suchen. Zwei hochqualifizierte Dozentinnen – Pädagoginnen mit Spezialausbildung – bereiten die Kursteilnehmerinnen zwischen 25 und 55 auf die neue Lebensphase vor. Diese Kurse sind immer ausgebucht. Den letzten haben von 40 teilnehmenden Frauen 36 erfolgreich abgeschlossen. Elf von ihnen konnten eine feste Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt finden. Finanziert werden diese Kurse neben dem Beitrag der Teilnehmerinnen aus Mitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen und aus Fördergeldern der EU. Der nächste Kurs für Berufsorientierung beginnt Ende August. Noch sind Plätze zu haben.
Seit Beginn der neunziger Jahre wurden für Frauen in Konflikt- und Gewaltsituationen Zufluchtswohnungen eingerichtet, eingeschlossen vielfältige Betreuung und Hilfe beim Umgang mit den Behörden. Die Nachfrage in solchen Fällen hat zugenommen, weil die sozialen Probleme gewachsen sind. Oft würde allerdings schon eine rechtzeitige Beratung das Schlimmste verhindern. Die Türen sind weit geöffnet.
Elfriede Schroth