Ohne Kultur gehen wir kaputt
Wir in Reinickendorf • 02/2006
Zu Gast im Roten Laden: Dr. Luc Jochimsen
Als Journalistin, zuletzt als Fernseh-Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, kannten sie viele. Sie schrieb Bücher, erhielt Preise. Als ihr die Hedwig-Dohm-Urkunde 2000 überreicht wurde, hieß es in der Begründung der Jury: „Mit ihrer vielseitigen Erfahrung und durch ihre Professionalität hat Luc Jochimsen zum Niveau des öffentlich- rechtlichen Fernsehens beigetragen und in ihrer herausragenden Stellung ein Vorbild für Frauen im Journalismus geschaffen.“
Sie galt als Exotin, weil sie immer mehr Fragen stellte, als sie Antworten wußte und geben konnte. Und weil sie sich einmischte, wo es gegen Unrecht, Krieg, Intoleranz und Heuchelei ging. 40 Jahre lang beschrieb, analysierte und kommentierte sie Politik. Als sie ihre Rente in ihrem Häuschen in Venedig hätte genießen können, wechselte sie die Seite. Nun ist sie im Deutschen Bundestag, probiert und engagiert sich selbst in der Politik.
Warum gerade PDS? „Demokratischer Sozialist zu sein, das trifft eigentlich sehr gut auf mich zu“, bekennt Luc Jochimsen. Als kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion verteidigt sie die Kultur gegen Sparzwänge aller Art, kämpft gegen „italienische Verhältnisse“ auf dem deutschen Medienmarkt, wendet sich gegen Geschichtsklitterung in der Erinnerungs- und Gedenkstättenpolitik der großen Koalition, geißelt die Verwahrlosung der parlamentarischen Sitten. Im Bundestag hält sie wohlklingenden Wörtern von Bundeskanzlerin Merkel zum „Kulturstaat Deutschland“ die bittere Kulturwirklichkeit entgegen: „Ohne Kultur gehen wir kaputt!“ Sie sagt, was sie denkt. Man glaubt ihr, denn dahinter steht Wahrhaftigkeit.
Über ihre Eindrücke von den ersten 100 Tagen im Bundestag, dazu in einer an- und aufregenden Fraktion spricht Dr. Luc Jochimsen in der Reihe „Tegeler Dialoge zur Demokratie“ der „Hellen Panke“.
Dr. Klaus Gloede