Bilanz und optimistischer Ausblick

Wir in Reinickendorf • 01/2008

WiR sprach mit dem Vorsitzenden der LINKEN. Reinickendorf, Yusuf Dogan, über das vergangene und die Pläne für das neue Jahr

Wie fällt die Jahresbilanz aus?

Ein ganzes Jahr schönreden a là Merkel und Schröder? Nein, danke! Aber ich muss gestehen, dass dies bei einer Jahresbilanz wohl unumgänglich ist. Ich glaube, wir können wir in Reinickendorf auf ein erfolgreiches und vor allem ereignisreiches 2007 zurückblicken. Es wird uns als ein Jahr der mutigen Entscheidungen in Erinnerung bleiben. Der Bezirksverband hat einen jungen und zum Teil unerfahrenen Vorstand gewählt, der in dieser Zeitspanne schon einige Dinge in Angriff genommen hat, die uns zu Jahresbeginn wohl so manch einer nicht zugetraut hätte. 2007 war auch das Jahr, in welchem wir die vielleicht historische Fusion von Linkspartei.PDS und WASG endlich besiegeln konnten und dabei die Schwierigkeiten mit all ihre Höhen und Tiefen miterlebten.

Wie macht die neue Partei in Reinickendorf auf sich aufmerksam?

Es gibt drei Arten von Werbung: laute, lautere und unlautere. Laut sind wir schon, denn die Gründung unserer Partei hat viel Zustimmung und natürlich auch Erwartungen ausgelöst. Wir fühlen uns „jung, dynamisch & sexy“ – und das wirkt, hoffentlich nachhaltig! Es liegt aber nun an uns, den Reinickendorfer Bürgerinnen und Bürgern nachzuweisen, dass wir, immer unseren Möglichkeiten entsprechend, im Stande sind, im Bezirk auch etwas zu bewegen.

Lauter gilt es aber auch zu werden – nicht zuletzt durch unsere neu gewonnenen Mitglieder. Wir wollen die anhaltende Welle der Euphorie auch in das neue Jahr hinein tragen, um den Menschen unsere Ideen, politischen Vorstellungen, aber auch unsere Visionen nahe zu bringen. Der letzten und etwas anderen Form der Werbung, angestoßen durch „Werbemarionetten“ wie Stoiber und Westerwelle, hat sich inzwischen auch die Reinickendorfer Junge Union angeschlossen, um DIE LINKE. bei jeder Möglichkeit von rechts her „anzuschwärzen“. Ich denke, ein bessere Werbung für uns gibt’s doch nicht, oder?!

Gibt es Schwerpunkte für 2008?

Ja, sie sind vielfältig und zum Teil vorgegeben. Das politische Agieren der selbsternannten Reinickendorf-Partei CDU und auch das der Bürgermeisterin, Frau Wanjura, setzt Fragen nach der Verteidigung demokratischer Strukturen immer wieder auf die Tagesordnung. Mehr Bürgernähe, größere Transparenz politischer Entscheidungen und nicht zuletzt aktive Einflussnahme darauf sind Themen, die wir immer wieder mit unseren Mitteln in die BVV tragen werden. Da lassen wir nicht nach.

Ebensowenig in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus. Lasse ich die zwei NPD-Großveranstaltungen in Reinickendorf im Kopf Revue passieren, so wird klar, manche haben nichts dazu gelernt. Wir dürfen den antifaschistischen Kampf nicht in Vergessenheit geraten lassen und uns alten und neuen Nazis weiter entgegenstellen. Hier in Reinickendorf und überall

Nicht zuletzt werden wir immer wieder die soziale Frage stellen. Gerade die aktuelle populistische Diskussion um Jugendkriminalität, angestoßen natürlich von den „christlichen Demokraten“, macht deutlich, dass hier ein Hauptaufgabe linker Politik liegt. Die Experten betonen es immer wieder, das Gewaltproblem liegt in der sozialen Herkunft, hängt eben nicht von Staatsangehörigkeit oder Hautfarbe ab. Mehr und bessere Bildung für alle und nicht Auslese in früher Jugend, das ist die alles umspannende Forderung.

In all diesen Bereichen werden auch wir jedes Jahr mehr zu lernen haben als im Jahr zuvor. Das ist spannend und hoffentlich für immer mehr Menschen attraktiv.

Hast du dir einen neuen Vorsatz gefasst?

Nein, einen neuen Vorsatz habe ich nicht gefasst, denn schließlich gibt es bereits alle guten Vorsätze - wir brauchen sie nur noch anzuwenden!

Priorität besitzt aber natürlich vor allem mein Studium. Daher werde ich das Jahr sicher zur intensiven Vorbereitung meines nahenden Staatsexamens nutzen und so richtig durchpowern. Das soll aber nicht heißen, dass ich mich künftig nicht mehr politisch einmischen werde.

Danke, Yusuf, und viel Erfolg!