Gute Arbeit - aber prekäre Lage

Wir in Reinickendorf • 05/2008

Wenn gesellschaftliche Verhältnisse sich gegen die Menschen richten

Prekäre, d. h. unsichere Beschäftigung nimmt immer mehr zu. Menschen in dieser Lebenssituation haben keinen normalen oder festen Arbeitsvertrag, können vom zu niedrigen Lohn kaum oder nicht mehr selbständig leben, genießen so gut wie keine Arbeitnehmerrechte - sie können keine lebenswerte Zukunft, die ihnen und ihren Familien eine Perspektive eröffnet, mehr planen.

Bis zu 14 Prozent der Erwerbstätigen leben in diesen unsicheren, prekären Verhältnissen. Befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit und Lohndumping, aber auch Resignation, Passivität, Armut und Ausgrenzung - Stichworte, die heute vor Wenn gesellschaftliche Verhältnisse sich gegen die Menschen richten allem für die junge Generation zur täglichen Erfahrung werden.

Fehlende persönliche Anerkennung und soziale Netze, Angst vor Erwerbslosigkeit
und sozialem Abstieg führen zu einer „Disziplinierung durch Angst“ - Gift für eine Gesellschaft, die sich wesentlich über die Erwerbstätigkeit definiert. Die Spaltung in oben und unten wird immer größer.

Den Druck auf Erwerbslose weiter zu erhöhen, ist der falsche Weg. Ökonomie muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, nicht umgekehrt. Die „Soziale Marktwirtschaft“ und die herrschende Politik stoßen hier an ihre Grenzen.

H. Jusch


Gute Arbeit in Berlin

Wir in Reinickendorf • 05/2008

Klaus Lederer: Berlin ist die Hauptstadt prekärer Beschäftigung.

Die Zunahme prekärer Beschäftigung ist ... mehr als ein arbeitsmarktpolitisches Problem. Sie wird ab einem bestimmten Punkt zu einem gesellschaftspolitischen Problem ersten Ranges, zu einem Problem von Demokratie und menschlicher Emanzipation, zu einem Problem gesellschaftlicher Wandlungs- und Veränderungsfähigkeit. ... Wir wollen eine Bewegung stärken, die sich gegen die gnadenlose Ausrichtung der Menschen nach den wirtschaftlichen Erfordernissen von Unternehmen, nach den Erwartungen von Börsenkursentwicklungen und Rendite richtet.

Heidi Knake-Werner: HARTZ IV war ein Rückfall ins 19. Jahrhundert

... den Millionen Menschen mit dem Verlust von Einkommen und sozialer Sicherheit bezahlt haben. Das gilt nicht nur für die Erwerbslosen. Auch die Beschäftigten akzeptieren zunehmend die miesesten Bedingungen, wenn als Alternative ALG II droht – Ängste vor dem sozialen Abstieg reichen bis in die Mitte der Gesellschaft. ... In Berlin haben wir nicht nur die meisten Bedarfsgemeinschaften, wir haben auch 87.000 sogenannte Aufstocker. Im Klartext Erwerbstätige, die von ihrem Job nicht leben können und ergänzend Sozialleistungen brauchen.


Wir wollen „Gute Arbeit!“

Wir in Reinickendorf • 05/2008

Auf die Frage: „Was ist gute Arbeit?“ antworten die meisten Menschen: „Die Arbeit muss sicher sein. Sie muss anständig bezahlt sein. Ich möchte mit entscheiden können, was ich mache und wie ich meine Arbeit mache. Meine Arbeit soll mich nicht krank machen, und ich möchte so arbeiten, dass ich Beruf, Freunde und Familie gut vereinbaren kann.“

Das ist gute Arbeit.

Arbeit heute: Unsicher, schlecht bezahlt und stressig.

Immer weniger Menschen haben eine „gute Arbeit“: Millionen haben gar keine Arbeit oder sie arbeiten zu Hungerlöhnen. Millionen Menschen, vor allem Frauen, arbeiten in unsicheren Jobs. Millionen Menschen arbeiten sich kaputt durch Überstunden, Druck und Hetze. Leiharbeit, befristete Beschäftigungen, Teilzeitjobs, Scheinselbständigkeit sind nicht etwa „flexible Formen von Arbeit. Sie sind Angriffe auf die Standard guter Arbeit.

Gute Arbeit – Guter Lohn!

Wer acht Stunden am Tag arbeitet, muss von seiner Arbeit leben können.Wir brauchen die gesetzliche Festlegung eines allgemeinen und für alle geltenden Mindestlohnes in Höhe von mindestens 7,50 Euro in Deutschland!

(aus einem Flyer der Jusos und der Linksjugend ['solid] Reinickendorf zum 1. Mai 2008)