Abkehr von der Auslese - der zentrale Dreh- und Angelpunkt

Wir in Reinickendorf • 10/2008

Bildungspolitiker von SPD und LINKE: Bildungsziele für Berlin

Die Berliner Bildungspolitik ist merklich in Bewegung geraten. Viele Menschen wollen, dass sich Schule verändert. Sie diskutieren über frühkindliche Bildung, die Qualität von Unterricht, die Gemeinschaftsschule, die Krise der Hauptschulen und über vieles mehr. Rot-Rot hat in der Bildungspolitik Prioritäten gesetzt.

Dennoch - Berliner Bildung kann und muss noch besser werden.

Wir brauchen vor allem eine Debatte darüber, welche Ergebnisse die Berliner Schule erreichen soll. Notwendige Veränderungen für Inhalte und Strukturen müssen sich daraus ergeben; wir wollen eine entideologisierte, keine auf Strukturen reduzierten Debatte. Deshalb stellen wir »BerlinerBildungsziele« und zugleich Maßnahmen vor, mit denen wir diese Ziele erreichen wollen und zur Diskussion:

  • Wir wollen, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre nahezu alle Schülerinnen und Schüler einen Abschluss der allgemeinbildenden Schule erreichen. Als Zwischenschritt wollen wir in den nächsten fünf Jahren die Abbrecherquote halbieren

  • Wir wollen schrittweise innerhalb der nächsten 10 Jahre die Abiturquote in Berlin auf zwei Drittel eines Altersjahrganges erhöhen und damit mehr Schülerinnen und Schüler ermöglichen, ein Studium aufzunehmen.

  • Wir wollen ... die sozialen Disparitäten in der Berliner Schule abbauen. In 10 Jahren wollen wir die Abiturchancen von Kindern aus bildungsfernen Haushalten in Berlin zunächst verdoppeln.

Wenn wir diese »Berliner Bildungsziele« erreichen wollen, brauchen wir einen Paradigmenwechsel in der Schule.

Wir brauchen eine Schule, die mehr Qualität erreicht, indem sie

  • alle Schüler/innen mit ihren unterschiedlichen Ausgangslagen akzeptiert und individuell fördert, statt nach vermeintlicher Eignung und Leistungsfähigkeit zu sortieren und auszulesen;

  • Verschiedenheit als normal annimmt, als Ausdruck von Vielfalt und Reichtum versteht und kreativ als Ressource zur Entwicklung sozialer Kompetenzen und für gemeinsames Lernen nutzt.

  • das Lernen der Schüler/innen als aktiven und als individuellen Prozess in den Mittelpunkt stellt und sich nicht auf ein überwiegend frontales Belehren beschränkt.

Wir brauchen eine Schule, die alle fördert und keinen zurücklässt. Bildungspolitik muss für diese Weiterentwicklung der Berliner Schulen die entsprechenden strukturellen, personellen und sachlichen Rahmenbedingungen schaffen.

Um die Bildungsziele zu erreichen, brauchen wir eine »Schule für alle«. In einem zweigliedrigen Schulsystem wird das Prinzip der Auslese nicht aufgehoben. Wir wollen keine weiteren Restschulen schaffen, sondern einen Prozess befördern, der zu mehr Chancengleichheit und individueller Förderung führt. Dieser grundlegende Wandel der Berliner Schullandschaft wird nur gelingen, wenn wir schrittweise sowohl die Gliederung des Schulsystems überwinden als auch den inneren Paradigmenwechsel an den Schulen voranbringen.

Mit der »Pilotphase Gemeinschaftsschule« hat die Rot-Rote Koalition die Tür für eine sozial gerechte Bildungspolitik in Berlin aufgestoßen. Das grundsätzliche Interesse unter den Berliner Schulen, sich in integrativer Weise weiterzuentwickeln und so individuelles Lernen zu befördern, ist groß. Die jetzigen und noch kommenden Gemeinschaftsschulen können zeigen, wie längeres gemeinsames Lernen für alle erfolgreich sein kann.


Vollständiger Wortlaut