Vielfalt leben

Wir in Reinickendorf • 9/2009

In der freundlichen, verkehrs­be­ruhig­ten Auguste-Victoria-Allee, versteckt zwi­schen üppig grünen Sträuchern und Bäumen, liegt eine bemerkenswerte Einrichtung - die nach dem Standort benannte „AVA 17“. Ein Mehrgeneratio­nen­haus, ein interkulturelles Zentrum.

Chancen für gute Entwicklung

Die Einrichtung besteht aus einem 1200 Quadratmeter großen Gar­ten mit vielen schönen Spielgeräten und zwei Gebäuden. Das hintere ist ei­ne Kindertagesstätte, die Platz hat für 100 Kinder.

Ein buntes Völkchen, das sich da täglich zusammenfindet, gemeinsam spielt, tobt, sich im geräumigen Garten tummelt und gemeinsam an kleinen runden Tischen die Mahlzeiten einnimmt.

Betreut werden die Jungen und Mädchen von einem multikultu­rellen Team aus 12 Erzieherinnen und Erziehern. Wer Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat, kann also auf Hilfe hoffen. Ansonsten wird größter Wert auf das Erlernen der deutschen Sprache gelegt, schließlich sollen sich die Heranwachsenden später einmal gut zurechtfinden in ihrer neuen Heimat und gute Chancen für ihre Entwicklung haben.

Rat und Tat - und viel Spaß

Das vordere Gebäude beherbergt u. a. den Interkulturellen Mäd­chentreff. Mit Interesse und Neugier wird die an der Straßenseite angebrachte Einladung "Hallo, Mädels, schaut doch mal rein!" angenommen. Mädchen kommen mit ihren Müttern, und Mütter bringen ihre Töchter mit. Das ist auch gewollt so. Denn viele Frauen leben isoliert in ihren Familien und haben kaum Kon­­­takte nach au­ßen. Hier haben sie die Möglichkeit, mit der Zeit über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Niemand drängt.

Mit Rat und Tat stehen ihnen die Mitarbeiterinnen zur Seite, wenn es um Geldsorgen, Probleme bei Trennungen, häuslicher Gewalt, Erzie­hungsfragen oder andere heikle Angelegenheiten geht. Gern werden auch die Dienste der Integrationslot­sin­nen angenommen, die verunsicherte Frauen auf Ämter, in Schulen oder zum Arzt begleiten. Die Mädchen kommen in Scharen und nutzen das vielfältige Angebot. Dreimal wöchentlich wird Schul­arbeitshilfe angeboten, ebenso oft steht Lernen und Spielen am Computer und die Nutzung des Intenet-Cafés im Plan.

Besonders beliebt sind die Treffen zum gemeinsamen Kochen. Oft bringen die Mädchen Rezepte aus ihren Heimatländern mit, die dann nachgekocht werden. Großer Wert wird auf eine gesunde Ernährung ge­legt, denn allzu oft essen die Heran­wachsenden zu ungesund. Es gibt eine Bauchtanzgruppe und eine The­atergruppe, die für die Einstudierung des neuen Projektes gerade interessierte Mitspieler sucht. Auch das Einradfahren kann man lernen.

Kennenlernen, Respekt, Achtung

Es herrscht eine herzliche, aufgeschlossene Atmosphäre. Gegenseitiges Kennenlernen, Achtung vorein­ander, Respekt gegenüber dem An­derssein, das ist das erklärte Ziel von Bettina Liebrucks, der Leiterin des Mädchentreffs, und ihrer Mitar­bei­terinnen. Trotz aller Anstrengungen und bürokratischer Hürden bei der Beschaffung der nötigen finanziellen Mittel lohnt die Mühe, denn es kommt viel Dankbarkeit zurück.

Hier wird gelebt, was eigentlich überall üblich sein müßte. Und viel­leicht auch irgendwann einmal wird, dank Einrichtungen wie dieser.

Elfriede Schroth