Am Rande

Wir in Reinickendorf • 6/2010

Beratungsresistent

Die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke sei als „Brücken­tech­nologie“ für die mittelfristige Sicherstellung der Energieversor­gung in Deutschland unab­ding­bar. So tönt es aus den Konzernzentralen der vier Energiemonopoli­sten RWE, E.on, Vattenfall und EnBW, lauthals unterstützt von Lobbyisten und den politischen Sprachrohren aus FDP, CDU und CSU im Bundestag. Medienberichte stützen das inszenierte Bild vom Energiekollaps.

Schwarz-Gelb agiert auch auf diesem politischen Schauplatz gegen die erklärte Mehrheit der Menschen in diesem Land. Es passt ins Bild, wenn der seit 1972 die Bun­des­regierung beratende Sachver­stän­di­genrat für Umweltfragen sein (vorläufiges) Sondergutachten vor dem Umweltausschuss des Bundestages am 5. Mai, wie folgt überschreibt: „100% erneuerbare Stromversorgung bis 2050: klimaverträg­lich, sicher, bezahlbar“. Und die Öffentlichkeit? Erfährt davon nichts.

Ein merkelhaft kalkulierter Skandal. Denn die Ergebnisse des Gutachtens sind für Schwarz-Gelb und ihre Atomlobby Nackenschläge: „Für die Übergangszeit sind weder Lauf­zeitverlän­ge­rungen für Atomkraftwerke noch neue Kohlekraftwerke erforderlich. Die Brücke zu den er­neu­­erbaren Energien steht bereits.“ Konventionelle Kraftwerke seien auf Dauer nicht mit erneuerbarer Strom­erzeugung vereinbar. Ein Nebeneinander mache das System ineffizient und teuer. „Die Bundesregierung muss jetzt die Weichen für den Umbau des Energiesystems stellen.“ Deutlicher geht’s nicht.

Nun muss sich unsere Demokratie erweisen. Das Gutachten wird im Herbst veröffentlicht, und es darf gewettet werden, ob es der Atomlobby noch vorher gelingt, ein Gesetz zur Laufzeitverlängerung im Bundestag durchzudrücken.

Zu schade, dass man ihnen den Atommüll nicht einfach vor die Haustüren legen kann...

F. Reinecke