Das Tabu
Wir in Reinickendorf • 12/2010
Ein E-Mail-Roman von Karin Henoch
Eine Liebesgesschichte zwischen einer Ost-Frau, Gabriele, und einem West-Mann, Gabriel, wird in e-Mails erzählt.
Obwohl gelegentliche Treffen der beiden, die (wenigstens am Anfang) alle Facetten einer Beziehung umfassen, stattfinden, bleibt die ganze Beziehung im wesentlichen cyber-platonisch.
In den Mails behandeln die Protagonisten viele essentielle Themen. Die reichen vom privaten Ost-West-Konflikt über alttestamentarische Geschehnisse, Philosophien mehrerer Jahrhunderte bis hin zu Erziehungsproblemen, die sich aus den unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen ergeben, wohl alles, was es in dieser weiten Welt zu besehen, bestaunen und zu kritisieren gibt.
Da in den Mails naturgemäß die sensitive Ebene vollkommen ausgeschlossen bleibt, können sich die beiden gegenseitig vollkommen sezieren und analysieren, so dass man als Leser doch Angst bekommt, es bleibt nichts mehr übrig.
Das alles geschieht auf so hohem geistigen Niveau, dass man nach der Lektüre das Gefühl hat, noch nie ein Gymnasium, geschweige denn eine Universität, von innen gesehen zu haben.
Was denn nun eigentlich das „Tabu“ ist, muss sich jeder Leser selbst beantworten.
Marion Kheir