Am Rande
Wir in Reinickendorf • 04/2011
Mehr Reinickendorf?
Da sei Gott vor! - „Unser Maßstab ist nicht Nord-Neukölln“ war der umjubelte Slogan beim „Kiezgespräch“ der Reinickendorfer CDU im Tegeler Hax’nhaus. Der Beifall wäre gewiss geringer ausgefallen, wenn auch die andere Hälfte der Wahrheit ausgesprochen worden wäre: Unser Maßstab ist Marzahn-Hellersdorf! Jedenfalls wenn es um die Anzahl der Erwerbslosen geht. Obgleich doch gerade erfolgreiche Wirtschaftspolitik eine zentrale Wahlaussage der Reinickendorfer CDU ist. Würde ihre Forderung nach „Mehr Reinickendorf“ in Berlin umgesetzt, müssten nicht weniger als sieben Berliner Bezirke für mehr Erwerbslose sorgen. Das wär mal ein Exportschlager...
Ein weiterer Aufschrei, das Steuergeld müsse für die Sicherheit da sein, nicht für lesbische Bauchtanzgruppen, lässt sogar Spekulationen über einen handfesten Skandal zu. Suggeriert er doch, dass in der Vergangenheit erhebliche Mittel für das Einstudieren aufreizender Tänze orientalischen Ursprungs durch weibliche Homosexuelle bereitgestellt wurden. Ich habe auch nach langer Recherche leider keine einzige solcher Gruppen ausfindig machen können. Daher die Frage: Herr Dirk Steffel, was ist mit dem angeblichen Geld für lesbische Bauchtanzgruppen denn nun wirklich passiert?
„Mehr Reinickendorf“ in Berlin hieße ja noch mehr, z. B. keine Gemeinschaftsschulen. Also Untätigkeit dort, wo dringend Handlungsbedarf besteht. Statt dessen ideologisch motivierte Entscheidungen, obwohl die Erfolg versprechende Alternative schon Realität ist - zumindest in anderen Bezirken. Auf diesem Auge ist die CDU halt blind.
Ich meine, wir sollten uns gut überlegen, ob wir nicht vielleicht „Mehr Berlin“ in Reinickendorf brauchen.
F. Reinecke