Olympische Spiele in Berlin? Ihr habt wohl sonst nichts zu tun...

Wir in Reinickendorf • 02-03/2015

Eine Bewerbung Berlins zu Olympischen Spielen 2024 oder 2028 ist gegenwärtig  realitätsfremd, ja absurd. Das Abstimmungsverhalten der Berlinerinnen und Berliner zur Bebauung des Tempelhofer Feldes zeigte, dass sie mehr als skeptisch sind, was neue Großprojekte betrifft.  Der Volksentscheid war nicht nur eine Absage an die Randbebauung des Flughafens, sondern eine Misstrauensbekundung an die Adresse des Regierenden Bürgermeisters und seines Senates. Dieses Misstrauen zieht sich durch alle Bereiche der Stadtpolitik, durch alle Bezirke. Es macht deutlich, wie sehr sich die Regierung der Stadt von den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung entfernt hat. Nicht wenige Berlinerinnen und Berliner erinnern sich zudem noch gut an die von Skandalen begleitete Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000, die sehr viel Geld gekostet hat und letztlich mit zur heutigen Verschuldung Berlins beitrug.

Berlin verfügt über eine großartige sportliche Infrastruktur.  Diese ist jedoch im höchsten Maße sanierungsbedürftig. Der Sanierungsstau bei Schwimmbädern von zirka 88 Millionen Euro und bei Schulsportanlagen von etwa 220 Millionen Euro sei an dieser Stelle nur beispielgebend genannt.  Für einen Teil der Bevölkerung ist die Nutzung selbst von subventionierten Sportstätten wie den kommunalen Bädern schon jetzt kaum möglich. Die Mehrzahl der Sportstätten Berlins ist zudem nicht olympiatauglich. Es müssten erhebliche Mittel für die bauliche Instandsetzung zu Verfügung gestellt werden – zu Lasten der Anlagen für den Breitensport.

Zwar steht Berlin derzeit scheinbar wirtschaftlich und finanziell gut da. Allerdings zehrt die Stadt zunehmend von ihrer Substanz. Es muss in vielen Bereichen der Stadt - in Brücken, bezahlbaren Wohnraum, Schulen – dringender denn je investiert werden.  Unklar ist, was der Flughafen BER noch an Summen verschlingt. Da den Berlinerinnen und Berlinern zu sagen, das Geld müsse nun in eine neue Olympiabewerbung fließen, wobei allein die Bewerbungskosten offiziell bei ca. 50 Mio.EU liegen, halte ich für wenig erfolgreich.

Dr. Gabriele Hiller (MdA),
Sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Abgeordnetenhaus von Berlin