Empfehlenswert

Michas Buchtipp

2021 ist ein Wahljahr und vor 150 Jahren wurde mit dem Deutschen Reichstag, das erste dauerhafte gesamtdeutsche Parlament gewählt. Aus diesem Anlass stelle ich euch folgendes Buch, einen Comic, vor:

Schwartz, Simon: Das Parlament. 45 Leben für die Demokratie. Avant Verlag. 2019.

Der Autor und Zeichner, der sich der Tradition des ostdeutschen Comic-Magazins Mosaik verpflichtet fühlt, hat in jeweils aus einer Seite bestehenden Bilderbögen, 45 Frauen und Männern, die für die Demokratie lebten dargestellt, 43 Personen, die einem deutschen Parlament auf nationaler Ebene gewählt wurden, einem Mitglied der ersten deutschen Regierung und der fiktive Parlamentarier Jakob Maria Mierscheid. Die politischen Lager des Liberalismus, der Christdemokratie und der Sozialdemokratie in etwa gleich vertreten, aber auch die Grünen (4) und das Spektrum links von SPD und Grünen (4) ist angemessen berücksichtigt. Es werden 14 Frauen vorgestellt (31,1 % der Vorgestellten). Was in Ordnung ist, wenn man bedenkt, dass von den 170 Jahren die abgedeckt werden, 70 Jahre Frauen kein Wahlrecht besaßen.

Künstlerisch werden verschiedene Wege gegangen:
Die Seite für Ludwig Windthorst (Jurist, Zentrum, katholisch; 1813 - 1891) ist wie ein Kirchenfenster gestaltet. Die für Rudolf Virchow (Arzt, Linksliberal; 1821 – 1902) wie ein Anatomiebuch. Die von Clara Zetkin (Frauenrechtlerin; KPD; 1857 – 1933) wie ein Sowjetstern.
Die meisten dargestellten Personen (besonders, die vor der 1990, wirkten und starben) dürften den meisten unbekannt sein. Es ist ein interessantes Comicbuch, lehrreich und spannend.

Eine kleine kritische Anmerkung erlaube ich mir doch: Es werden 2 Personen vorgestellt, die nicht im Parlament saßen, aber der bedeutendste sozialdemokratische Parlamentarier des Kaiserreichs (August Bebel) wird nicht vorgestellt.

Trotzdem: Besorgt euch das Buch und lest es!

Michael Rohr