Ein Abenteuer auf zwei Rädern:

125 Jahre „Rund um Berlin“

Auf den Tag genau vor 125 Jahren fand am 28. August die Erstauflage des ältesten deutschen Straßenradrennens „Rund um Berlin“ statt. Damals fuhren 47 Männer und eine Frau die 315-Kilometer-Runde.  Neun schafften es innerhalb der vorgegebenen 17½ Stunden ins Ziel.

Wir sind heute zu viert, haben nicht unbedingt den Anspruch, die Runde komplett zu schaffen, aber dafür den Luxus moderner Rennräder und glatt asphaltierter Straßen. Dafür sind wir, also meine Frau und ich, keine Langstreckenfahrer – 30 Kilometer mal am Wochenende und die tägliche Pendelstrecke zur Arbeit sind unser Training. Unsere beiden Mitstreiter sind öfter längere Strecken gefahren – wir haben sie auf Fahrrad-Demos kennengelernt und uns für heute verabredet.

Am Abend vor der Fahrt treffen wir uns in Zossen, im Süden von Berlin. Zu Abend essen wir im Hotel Weißer Schwan - absolut empfehlenswert (nächstes Mal werden wir hier nicht nur essen, sondern auch übernachten!). Im Speisesaal hängen Wimpel, Fotos und andere Erinnerungen an vergangene Tage des berühmten Radrennens - die Atmosphäre ist als Einstimmung für den morgigen Tag perfekt, wie übrigens auch das Essen und die nette Bedienung. Zum Schlafen laufen wir zurück ins Hostel LOK Zossen direkt am Bahnhof. Es gibt keine Rezeption und außer den Übernachtungsgästen ist niemand da. Die Türen lassen sich mit einem Code öffnen, den wir bei der Buchung erhalten hatten.

Bis ca. 1 Uhr in der Nacht lauschen wir dem Quietschen der Güterzüge, jedes Mal angekündigt durch eine Glocke… Es ist also nicht so schlimm, dass unser Wecker um 3 Uhr klingelt. Um 3.30 Uhr sitzen wir mit kaltem Café, einer Banane und ein paar Müsliriegeln im Bauch auf dem Rad.

Es ist zwar mit 13 Grad recht kühl, aber wir sind schon glücklich, dass es nicht regnet (vielleicht war der Grund dafür auch, dass wir extra für diese Tour Schutzbleche an unsere Rennräder gebaut hatten?). In den sehr frühen Morgenstunden sind die Straßen wunderbar leer und still. Wir sehen mehr Katzen und Rehe als Autos. Leider bleibt uns ein schöner Sonnenaufgang verwehrt. Die Wolken sind einfach zu dicht.

Wir fahren über Mittenwalde, Königs Wusterhausen, Erkner, Rüdersdorf, Fredersdorf, Altlandsberg und Seefeld. Außer einem kurzen Halt (hier haben es die Männer einfach so viel besser als die armen Frauen!) erreichen wir nach ca. 75 Kilometern um 7 Uhr Bernau. Hier essen wir beim Bäcker „Wriezener Backstube“ im Netto (Konrad-Zuse-Straße 53) das beste lauwarme Käsebrötchen ever, direkt aus dem Ofen. Kaum zu glauben, wie gut ein frisch gebrühter Filtercafé schmecken kann!

Die weiteren Kilometer gehen zunächst wieder leichter. Mittlerweile ist es zwar hell, aber diesig und die Luft ist voll mit winzigen Wassertröpfchen. Nebel liegt über der Landschaft. Die Route über Wandlitz nach Oranienburg führt uns nun auch über Radwege, die parallel zur Landstraße verlaufen, qualitativ sehr gut sind und teilweise auch idyllisch durch den Wald führen. Die meisten Kilometer machen wir aber weiterhin auf der Landstraße.

Irgendwann müssen wir uns eingestehen, dass wir die komplette Runde nicht schaffen werden. Da helfen auch die dicksten Polster am Hintern nicht. In Oranienburg, nach 104 Kilometern, trennt sich also unsere kleine Gruppe. Unsere beiden Mitstreiter fahren die Runde tatsächlich zu Ende. Sie kommen nach 315 Kilometern um 19.25 Uhr wieder in Zossen an. Respekt!

Wir fahren mit der S1 zurück nach Hause und werden von unseren drei Kindern mit frisch gebackenen Pan Cakes empfangen. Allein dafür hat sich der Trip gelohnt.

Es war ein toller Fahrradausflug und wir freuen uns schon auf das nächste Mal. Mit etwas mehr Langstreckentraining vorher dürften wir vielleicht auch etwas länger durchhalten.

Lars

Hier der link zu Strecke: https://www.komoot.de/tour/470528159?ref=atd