13 neue Stolpersteine in Reinickendorf
Fotos: Lutz Dühr und Klaus Gloede
Am 07. Juni 2013 verlegte der Künstler Gunter Demnig dreizehn Stolpersteine in Reinickendorf, darunter den 5.000sten Berliner Stolperstein. Mit diesem Stein begannen die Verlegungen am Eichborndamm 238, gegenüber dem Rathaus Reinickendorf. Anlässlich dieser Verlegung haben u.a. ein Vertreter von Staatssekretär André Schmitz und die Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt gesprochen. Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Engels-Gymnasiums stellten das Schicksal Paul Höhlmanns vor.
Etwa 200 Bürgerinnen und Bürger sowie Pressevertreter nahmen an der feierlichen Verlegung teil. Darunter waren wieder Mitglieder der LINKEN Reinickendorf und Mitglieder der VVN-BdA Reinickendorf, die an den Stolpersteinen rote Nelken niederlegten.
Der 5.000ste Stolperstein erinnert an Paul Höhlmann, der als 9-jähriger auf Veranlassung des Bezirksamtes Reinickendorf in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen wurde. In den folgenden Jahren wurde er im Wechsel in der Kinderfachabteilung Im Wiesengrund am Eichborndamm und in einem Vertragsheim in Marwitz betreut. Im Frühjahr 1942 wurde Paul Höhlmann als Forschungsobjekt missbraucht. Ihm wurde Tuberkulin injiziert. Im Laufe des Sommers verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, so dass Paul Höhlmann am 26. August 1942 verstarb.
Der Lebens- und Leidensweg von Paul Höhlmann wurde von Schülern des Friedrich-Engels- Gymnasiums im Rahmen des in den Kellerräumen des Eichborndamms 238 eingerichteten Geschichtslabors recherchiert. Aus Anlass der Stolpersteinverlegung wurde im Anschluss das Geschichtslabor eröffnet.
Einen weiteren Schwerpunkt der Verlegungen am 7. Juni bildeten elf Stolpersteine für die so genannte Beuthke-Gruppe um Ernst Beuthke und seine Familie. Die Familie war kommunistisch geprägt und engagierte sich politisch. Besonders Ernst Beuthke geriet dabei früh in Konflikt mit der SA und verließ Deutschland. Über verschiedene Stationen in der Sowjetunion und Spanien, er beteiligte sich am Spanischen Bürgerkrieg, kam Ernst Beuthke nach England. Von dort flog er im Frühjahr 1943 mit einer politischen Mission betraut nach Berlin und sprang westlich der Stadt mit dem Fallschirm ab. In Deutschland wurde er nach wochenlangen Fahndungen entdeckt und verhaftet. Mit ihm wurden seine Unterstützer und Helfer verhaftet, darunter seine Brüder, Eltern und Schwiegereltern. Alle wurden auf ausdrücklichen Befehl von Heinrich Himmler ohne Gerichtsverfahren am 10. und 11 August 1943 im KZ Sachsenhausen ermordet. Aus diesem Grund wurden in der Quäkerstraße 28 (Ecke Otisstraße) Stolpersteine für Ernst, Walter, Friedrich, Charlotte, Anna und Richard Beuthke verlegt. Hier gab es eine zweite kleinere Gedenkveranstaltung, bei der u.a. Angehörige, der Bezirksbürgermeister Frank Balzer und der stv. Bezirksbürgermeister Andreas Höhne teilnahmen. Auch der Vorsitzende der VVN-BdA Berlin, Hans Coppi, der ganz in der Nähe aufwuchs, sprach hier.
Weitere Stolpersteine für diese Gruppe wurden verlegt Am Hügel 15 für Charlotte Hundt, in der Schubartstraße 61 für Anna und Emil Becker und im Mauschbacher Steig 30/31 für Fritz und Wally Radoch.
Die Biografie des dreizehnten Stolpersteins für Margarete Posener wurde von Schülern des Humboldt-Gymnasiums recherchiert. Dieser Stein wurde in der Hatzfeldallee 8 verlegt. Schüler des Humboldt-Gymnasiums sangen hier zwei Lieder.
Lutz Dühr
unter Verwendung des Einladungstextes der AG Stolpersteine Reinickendorf