Brief unseres Direktkandidaten Andreas Wehr

An die Mitglieder der Linkspartei.PDS Reinickendorf

An die Mitglieder der WASG Reinickendorf

Liebe Genossinnen und Genossen,

hinter uns liegt ein anstrengender, am Ende aber auch überaus erfolgreicher Bundestagswahlkampf. Die von der Linkspartei bundesweit erreichten 8,7 Prozent und der damit möglich gewordene Einzug von 54 Abgeordneten in den Bundestag stellt einen Einschnitt in der Geschichte dar. Es gibt nunmehr eine im gesamten Bundesgebiet erfolgreiche konsequent linke politische Kraft. Dieser Erfolg wurde erst möglich durch die Weitsicht und den Mut der beiden linken Parteien, in Absprache in diese Wahlen zu gehen. Die WASG hatte sich zu der Einsicht durchzuringen, dass eine eigenständige Kandidatur dieser noch jungen und organisatorisch ungefestigten Kraft aussichtslos und zugleich die Zeit für die Bildung einer gemeinsamen Wahlpartei mit der PDS nicht gegeben war. Für die Linkspartei bedeutete dies u.a. den Verzicht auf den, vor allem in den neuen Bundesländern, vertrauten Namen PDS, der jetzt nur noch als Zusatzbezeichnung der Linkspartei geführt werden kann.

Mit dem Erfolg bei den Bundestagswahlen hat diese deutsche Linke ihre erste Bewährungsprobe bestanden, weitere solcher Proben werden bald folgen. Mit den Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen steht für uns in Berlin die nächste bereits in einem Jahr ins Haus. Da bis dahin eine gemeinsame linke Partei mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht gebildet ist, kommt es darauf an, das auf Bundesebene erfolgreiche Modell der Kandidatur von Mitgliedern der WASG auf den Listen der Linkspartei.PDS, und zwar in den westlichen wie auch in den östlichen Stadtbezirken, möglich zu machen. Für die komplizierte Berliner Situation stellt dies eine große Herausforderung dar. Nicht hilfreich ist es daher, wenn die eine Seite von der anderen verlangt, schon jetzt generell auf die Perspektive einer weiteren Regierungsbeteiligung zu verzichten. Genauso wenig hilfreich ist es aber auch, auf eine schnelle Vereinigung zu setzen, um damit von Beginn an Verhandlungen zwischen zwei Parteien über das Wahlprogramm und über die aufzustellenden Listen überflüssig zu machen. Beide Vorschläge werden nicht zum Ziel führen. Wir in Reinickendorf haben hingegen im Bundestagswahlkampf bereits die Grundlage gelegt für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der beiden Parteien auch in der Zukunft. Gemeinsam haben wir unter den Schirmen beider Parteien Materialien beider Organisationen verteilt. Die einzelnen Schritte des Wahlkampfes wurden jeweils vertrauensvoll unter den Reinickendorfer Vorsitzenden abgesprochen. Darauf können wir aufbauen. 

Das Reinickendorfer Resultat von 6,2 Prozent Zweit- und 4,8 Prozent Erststimmen kann sich sehen lassen. Wir liegen damit vor den Berliner Wahlkreisen Steglitz-Zehlendorf und Wilmersdorf-Charlottenburg. In 13 Reinickendorfer Stimmbezirken war das Ergebnis gar zweistellig, mit einem Spitzenwert von 17,3 Prozent im Zentrum des Märkischen Viertels. Wie bisher schon haben wir unsere besten Werte ausnahmslos in den Wohngebieten erzielt, in denen die Einkommen am geringsten und die sozialen Probleme am größten sind. Die Linkspartei wird demnach von der Bevölkerung zu Recht als politische Kraft erkannt, die sich der Lösung der sozialen Frage verschrieben hat. Es kommt jetzt mit Blick auf die Berliner Wahlen im nächsten Jahr darauf an, diese Hochburgen zu identifizieren und dort unsere Kräfte gezielt einzusetzen.

Mit unserem Einsatz im Bundestagswahlkampf haben wir einen konkreten Beitrag für das gute Gesamtergebnis der Linkspartei erbracht. Ich nenne hier die fast dreißig Stände in verschiedensten Ortsteilen, die vielen Plakate, die zusätzlich gehängt wurden, die weit mehr als 20.000 Zeitungen, die gesteckt wurden und die immer schnell aktualisierte Internetpräsentation. Niemand wird genau sagen können, welchen Effekt dies alles auf das Wahlergebnis am Ende wirklich hatte. Mit Sicherheit haben wir aber mit unserer sichtbaren Präsenz den Bürgerinnen und Bürgern in Reinickendorf gezeigt, dass es die Linke auch hier real vor Ort gibt. So manche und so mancher wurde dabei in seiner Entscheidung für uns bestärkt, viele wurde angeregt, sich erstmals mit den Aussagen der Linkspartei auseinander zu setzen und die eine und der andere wurde auch erst am Stand davon überzeugt, bei uns das Kreuz zu machen. In denke da etwa an den jungen Mann, der vor dem Jobcenter in der Miraustraße von uns angesprochen wurde und der dann durch die dort im Jobcenter erfahrene entwürdigende Behandlung zu der Einsicht gelang, uns zu wählen.

Die Mitglieder der Reinickendorfer Linkspartei.PDS hatten mich auf ihrer Mitgliederversammlung am 23. Juli 2005 einmütig zu ihrem Direktkandidaten bestimmt. Von den Mitgliedern der Reinickendorfer WASG wurde diese Entscheidung ausdrücklich unterstützt. Der Landesparteitag der Linkspartei.PDS hatte diese Nominierung gebilligt. Ich hoffe, Euren Erwartungen entsprochen zu haben. Ich war jedenfalls immer stolz darauf, Euer Kandidat zu sein. Ich möchte mich hiermit bei all denen ausdrücklich bedanken, die mitgeholfen haben, dass es ein erfolgreicher Wahlkampf war.

Mit sozialistischen Grüßen

Andreas Wehr