Sparen am falschen Objekt

Wir in Reinickendorf • 02/2001

Die Legionärskrankheit und der Kampf gegen Rechts offenbaren Fehlstellen

Die Heiligenseer Ärztin staunte nicht schlecht, als ihr Telefon nicht stillstand. Besorgte Menschen riefen an, weil sie aus den Zeitungen erfahren hatten, dass in zwei Reinickendorfer Hallenbädern Bakterien der berüchtigten Legionärskrankheit nachgewiesen wurden. Sie wollten Rat. Nun ist eine Hausärztin nicht immer über alle Krankheiten sofort ausreichend informiert, besonders wenn sie relativ selten auftreten. Dafür aber gibt es die Ärztinnen und Ärzte des bezirklichen Gesundheitsamtes. Nur gibt es in Reinickendorf derzeit welche?

Die Stelle der leitenden Amtsärztin ist seit einiger Zeit unbesetzt, die Stellvertreterin nicht im Dienst. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes haben sich alle Mühe gegeben, die Hausärztin zu unterstützen. Eine Ärztin wurde nach einiger Zeit gefunden, die Auskunft geben konnte. Die besorgten Menschen konnten informiert werden.

Was aber geht da eigentlich vor? Das bezirkliche Gesundheitswesen gehört zum unmittelbaren Zuständigkeitsbereich der Bezirksbürgermeisterin. Und die scheint bei der so notwendigen Neubesetzung auf Zeit zu spielen.

Wofür eigentlich bezahlen wir unsere Steuern, mag sich da mancher fragen? Durch die Bezirksfusion gibt es genügend qualifiziertes Personal, das vom Land Berlin eh’ bezahlt werden muss. Kein anderes Bezirksamt in Berlin leistet sich ein solches Sparen am falschen Objekt.

Dies ist nicht der einzige Fall in Reinickendorf. Wie schon im Zusammenhang mit dem Austrocknen der Jugendarbeit beklagt (siehe Artikel), scheint das Reinickendorfer Bezirksamt in seiner Sparwut zu allem entschlossen. Nur kann dies fatale Folgen für die Bürger haben.

Robert Scholz