Offenes Forum

Karl Liebknecht - Kämpfer gegen den Militarismus und gegen Preußen.

Das Offene Forum am 13. Januar 2022 war dem Gedenken an das Leben und die Ermordung Karl Liebknechts am 15. Januar 1919 in Berlin gewidmet.

Michael Rohr stellte Mitgliedern und Interessierten Liebknechts Biografie vor. Er merkte an, dass es im Gegensatz zu den erschienenen Biografien über Rosa Luxemburg verhältnismäßig wenige zu Karl Liebknecht gibt. Ein Grund dafür mag sein, dass Liebknechts Gesinnung und Handeln je nach politischer Anschauung der Betrachter sehr unterschiedlich beurteilt wird: einerseits als revolutionärer Kämpfer und Held und, andererseits als Verräter am Vaterland und als Spalter der deutschen Sozialdemokratie. 

Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass der Sozialist Karl Liebknecht während seines politischen Lebens einen mutigen Kampf für soziale Verbesserungen und gegen Militarismus führte und sich dadurch mächtige Feinde im deutschen Kaiserreich und in der SPD schaffte.

Karl Liebknechts Kurzbiografie:

*13. August 1871 in Leipzig als Sohn von Wilhelm Liebknecht, einem Mitbegründer der SPD

1890 bis 1899 – Jurastudium, Wehrdienst, Referendariat, Doktorarbeit und Eröffnung einer Rechtsanwaltskanzlei

1900 - Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands

1902 bis 1913 - sozialdemokratischer Stadtverordneter in Berlin

1907 - erscheint Liebknechts Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“, für die er noch im selben Jahr wegen Hochverrats zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt wird

1912 - Reichstagsabgeordneter für den  sogenannten „Kaiserwahlkreis“ Potsdam-Spandau-Osthavelland, der bis dahin überwiegend deutsch-konservativ gewählt hatte. Die SPD stellt erstmals die stärkste Fraktion im Reichstag.

Liebknecht tritt als entschiedener Gegner für Steuermittel für die Heeres- und Flottenrüstung auf und kann außerdem nachweisen, dass die Firma Krupp Mitarbeiter des Kriegsministeriums bestochen hatte, um wirtschaftlich relevante Informationen zu erhalten.

1. August 1914 - Mobilmachung und Kriegserklärung an Russland

4. August 1914 - der Reichstag tritt zusammen, um über die Bewilligung der Kriegskredite abzustimmen.

Innerhalb der SPD gibt es mehrere innerparteiliche Strömungen und Flügel, und obwohl die SPD bis dahin einen imperialistischen Krieg in Europa wiederholt abgelehnt hatte, setzen sich im Angesicht des Krieges die Kriegsbefürworter durch. Die SPD-Reichstagsfraktion stimmt im Sinn einer Burgfriedenspolitik und unter Einhaltung des Fraktionszwanges der Finanzierung der Kriegführung zu. Liebknecht und weitere antimilitaristische Sozialdemokraten beugen sich dem Fraktionszwang.

5. August 1914 - Rosa Luxemburg gründet die Gruppe Internationale, in der Liebknecht und weitere SPD-Linke Mitglieder sind. Die Gruppe Internationale verfolgt das Ziel, eine innerparteiliche Opposition gegen die SPD-Politik des Burgfriedens herzustellen.

2. Dezember 1914 - der Reichstag tritt zur Abstimmung über einen Ergänzungshaushalt für die Kriegsführung zusammen, bei dem einige Kriegsgegner unter den Abgeordneten den Saal verlassen, um sich der Abstimmung zu entziehen. Liebknecht stimmt als einziger Abgeordneter offen dagegen.

1915 - Liebknecht wird zum Militär eingezogen. Obwohl ihm als Soldat politische Betätigung außerhalb des Reichstages und des preußischen Landtages verboten ist, gelingt es ihm, weitere Kriegsgegner in der SPD zu organisieren. Daraus entsteht 1916 die Spartakusgruppe.

1916 - die SPD-Reichstagsfraktion schließt Liebknecht aus.

Am 1. Mai 1916 führt Liebknecht eine Antikriegsdemonstration in Berlin an, wird verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Am 23. August wird er zu vier Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt.

1917 - während Liebknechts Haftzeit spaltet sich die SPD. Die Kriegsgegner innerhalb der SPD gründen im April 1917 eine eigene Partei, die USPD, der sich die Spartakusgruppe anschließt.

23. Oktober 1918 - Karl Liebknecht wird in Erwartung des Kriegsendes vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen und tritt wenige Tage später in den Berliner Vollzugsrat der Revolutionären Obleute ein.  Fast zeitgleich wird durch den Kieler Matrosenaufstand, bei dem sich Besatzungen von Kriegsschiffen gegen die sinnlose Fortsetzung des Krieges wehren, die Novemberrevolution ausgelöst. In vielen deutschen Städten bilden sich Arbeiter- und Soldatenräte, die die Abdankung des Kaisers und eine sozialistische Republik fordern.

9. November 1918 - Liebknecht ruft „die freie sozialistische Republik Deutschland“ aus.

Der ehemalige Kaiser flieht einen Tag später in die Niederlande und dankt am 28. November offiziell ab.

Liebknecht wird zum Sprecher der revolutionären Linken und setzt sich gemeinsam mit Rosa Luxemburg dafür ein, die Republik zu einer sozialistischen Räterepublik zu weiterzuentwickeln.

Gleichzeitig verbündet sich Friedrich Ebert, Vorsitzender der (M)SPD und damit der Mehrheitspartei in der verbliebenen Regierung, mit der Obersten Heeresleitung. Die Rätebewegung soll mit Hilfe der verbliebenen Armee und mit Freikorps, gebildet aus ehemaligen Frontsoldaten, aufgelöst werden.  

31. Dezember 1918 - Gründung der KPD, der sich ein großer Teil des Spartakusbundes anschließt.

5. Januar 1919 - die KPD unterstützt den Aufruf der Revolutionären Obleute der Berliner Rüstungsbetriebe zu einem bewaffneten Aufstand gegen die Entlassung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn, Mitglied der USPD, Antimilitarist und Befürworter einer Räterepublik. Es folgen Aufrufe des Revolutionsausschusses zu einem Generalstreik und zum Sturz der Restregierung Eberts. In den darauf folgenden Tagen schlagen die um Berlin zusammen gezogenen Einheiten des kaiserlichen Heeres und der Freikorps auf Befehl Gustav Noskes, dem Volksbeauftragten für Heer und Marine und langjährigem Mitglied der SPD, den Aufstand blutig nieder.

15. Januar 1919 - die beiden wichtigsten Spartakisten und KPD-Führer, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, werden von Angehörigen der Freikorps gefangen genommen, schwer misshandelt und ermordet.


Literaturhinweis: Klaus Gietinger, Autor, Regisseur und Sozialwissenschaftler, hat zu den Ereignissen von 1918 und 1919 recherchiert und darüber mehrere Bücher verfasst.