Weihnachtsfeier im Roten Laden am Schäfersee

Lilo Joseph

Gemeinsame Veranstaltung des OV Nord und der Reinickendorfer VVN-VdA

Am frühen Samstagnachmittag, vor dem 3. Advent, hatten der OV Nord der Linken Reinickendorf und die Reinickendorfer VVN-VdA-Gruppe zur Weihnachtsfeier eingeladen. Als besondere Überraschung war ein Buchwichteln angesagt. Zunächst sagte mit das sehr wenig, vielleicht so ähnlich wie Julklapp: Jeder überrascht einen anderen mit einem Geschenk?! Aber inzwischen hörte ich, dass alles irgendwie gewichtelt wird. Kurzum, der Nachmittag ist voll gelungen, wie überhaupt das beinahe fünfstündige (!) Beisammensein! An den drei weihnachtlich geschmückten Tischen wurde eifrig übers aktuelle Geschehen, sozial gewichtige Fragen, so über das Bedingungslose Grundeinkommen - und schließlich auch über Gott und die Welt debattiert. In die heiter-festliche Stimmung stimmte uns Mischa mit Weihnachtsgedichten aus seinem Reclam Büchlein ein, so z.B. „Die Weihnachtsgans“ von Heinz Erhardt: „Tiefgefroren in der Truhe liegt die Gans aus Dänemark …“ was schließlich endet mit: „Hm welch Duft zieht aus dem Herde durch die ganze Wohnung dann! Macht, dass gut der Braten werde, morgen kommt der Weihnachtsmann!“ Und so fanden auch schnell die mitgebrachten Weihnachtsleckereien, der duftende Kaffee und der aromatische Glühwein freudigen Zuspruch.

Zum „lieben Gott“ regte uns ebenfalls Mischa mit einem Text aus dem Buch von Norbert Blüm „Verändert die Welt, aber zerstört sie nicht – Einsichten eines linken Konservativen“ - an. Darin würdigte Blüm seinen Lieblingsonkel. Dieser Onkel, ein Kommunist, hatte in der Nazizeit bei Opel gearbeitet und teilte sein Pausenbrot mit einer „Fremdarbeiterin“. Dies missfiel seinem Abteilungsleiter, ein Gefolgsmann der Nazis. Der denunzierte den Onkel und brachte ihn ins KZ. Diese schlimme Zeit überlebte der Onkel und kam schon bald danach an seinen Opel-Arbeitsplatz zurück. Sein Verräter jedoch wurde infolge der Entnazifizierungsbestimmungen aus dem Betrieb entlassen, erlangte jedoch wenig später einen neuen Chefposten bei VW. Als Messdiener wusste Norbert Blüm, dass dieser Verräter in einem katholischen Kirchenvorstand wirkte und so provozierte er den mit der „Preisfrage: Wer von beiden, das fromme Kirchenvorstandsmitglied Karl H. oder mein kommunistischer Onkel Adolf stand mehr in der Nachfolge Jesu?“

Das Nachdenken darüber brachte uns auf das Schicksal der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche auf dem KBoN-Gelände: Deren Heizung ist ausgefallen und auch das Dach ist reparaturbedürftig. Doch keine der beiden verantwortlichen Kirchen fühlt sich zuständig, wer wird, wer soll und kann die Kirche erhalten? Aus kirchlichen Kreisen ist zu erfahren, dass erst ein neues Nutzungskonzept vorgelegt werden müsse, bevor Mittel zur Sanierung bewilligt werden. Bislang wurde diese Kirche vorwiegend zur Seelsorge der Kranken im Maßregelvollzug sowie für weitere kirchliche und kulturelle Belange genutzt. Soll das entfallen? Dieser schöne Bau könnte doch weiterhin dafür, wie auch für das sozial-kulturelle Zusammenleben im künftigen neuen Wohnquartier genutzt werden?! Menschen, die sich dieser Kirche eng verbunden fühlen, wandten sich mit einer Petition an die Öffentlichkeit zu Recht, finden wir.

So lenkte uns dieses vorweihnachtliche Treffen auch auf neue Herausforderungen.

Herzlichen Dank für dieses sehr gelungene vorweihnachtliche Treffen!