Dr. Fritz Ausländer

Reinickendorf historisch

Fritz (Arthur Hugo) Ausländer
* 24. November 1885 in Königsberg (Preußen);
† 21. Mai 1943 in Berlin 
war ein deutscher kommunistischer Politiker.

Der Sohn eines Kaufmannes studierte nach dem Abitur Philologie in seiner Heimatstadt Königsberg, in dieser Zeit trat er auch der SPD bei und erwarb 1908 mit einer Arbeit zur preußischen Geschichte den Doktortitel. Noch im glei­chen Jahr trat er in den Schuldienst ein. Nach Referendariaten in Königsberg und Breslau unterrichtete er an Gymnasien in Hamburg, Marburg und Berlin.

In Berlin verband Ausländer, welcher dem linken SPD-Flügel angehörte, eine enge Freundschaft mit Karl Liebknecht. Kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges gehörte Ausländer zu den entschiedenen Gegnern der Burgfriedenspolitik der SPD-Führung und schloss sich der Gruppe Internationale an und gab für diese Schulungsmaterialien für die SPD-Organisationen im Parteibezirk Niederbarnim heraus. Nach­dem er von Ende 1914 bis November 1915 Kriegsdienst leisten musste, kehrte er nach Berlin zurück, wo er für die sich inzwischen Spartakusgruppe nennende Organisation um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg aktiv war. Seit deren Gründung Ende 1918 Mitglied der KPD, war er vor allem in der innerparteilichen Bildungsarbeit aktiv.

Seit 1920 war er als Studienrat zuerst am Luisenstädtischen Gymnasium, dann von 1924 bis 1933 am städtischen Köllnischen Gymnasium tätig. Diese Modellschule war eine Aufbauschule, die nach sieben Volksschuljahren in sechs Jahren zum Abitur führte und in der die Schüler auch Methoden demokratischer Selbstverwaltung erlernten. Diese Schulreformen wurden heftig angegriffen und konnten sich gegen die konservativ eingestellte preußische Verwaltung nur mit Mühe behaupten. Ausländer veröffentlichte in diesem Zusammenhang 1927 die Schrift Rettet die Schule! Der schwarzblaue Block und die proletarische Abwehrfront.

Seit der Gründung der KPD war er Funktionär dieser Partei unter anderem als Mitglied in der Leitung der „Interessengemeinschaft oppositioneller Lehrer" und Angestellter der KPD-Reichstagsfraktion. 1924 wurde er zum Sekretär eines Verbandes kommunistischer Lehrer, der Reichsfraktion, gewählt. Von 1926 bis 1928 war Ausländer als unbesoldeter Stadtrat Mitglied des Berliner Magistrats. 1928 wurde er Mitglied des Preußischen Landtages, 1932 jedoch von der KPD als 'Versöhnler' nicht mehr als Kandidat nominiert. Aus Protest gegen die ultralinke Haltung und die stalinistische Ausrichtung der Partei trat er aus der KPD aus. 

Am 28.2.1933, in der Nacht des Reichstagsbrandes, wurde er von SA-Männern festgenommen und war zunächst im KZ Sonnenburg, dann im KZ Oranienburg und später in den Emslandlagern in Haft.
Zum 1.9.1933 wurde er auf Grund des §2 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" (fehlende Laufbahnvoraussetzungen) mit der Begründung aus dem Schuldienst entlassen, er sei als „Parteibuchbeamter“ ein­ge­stellt worden, ohne die für seine Laufbahn vorgeschriebene Vorbildung oder sonstige Eignung zu be­sitzen. Das ihm zustehende Ruhegehalt wurde ihm entzogen.
Er wurde bis Juni 1935 im Polizeigefängnis Hedemannstraße, im Zellengefängnis Lehrter Straße, in den Gefäng­nissen Moabit und Plötzensee, im Zuchthaus Brandenburg (Küstrin) und im KZ Esterwegen gefangen gehal­ten, wo er nach der Stellung eines Gnadengesuches entlassen wurde.
Da die NS-Behörden ihm die Auszahlung seiner Pension verweigerten, musste er in den folgenden Jahren zunächst als Adressen­schreiber, dann als Aus­landskorrespondent bei der „Deutschen Buchgemeinschaft" in Berlin arbeiten.
Nach Kriegsausbruch 1939 wurde er erneut verhaf­tet und im KZ Sachsenhausen, ab 30.10.1939 im Gestapo-Gefängnis Prinz-Albrecht-Straße und dann im Horst-Wessel-Staatskrankenhaus gefangen gehalten. Nach einem Selbstmordversuch erfolgte Weihnachten 1939 seine Freilassung.

Aus Furcht vor einer erneuten Verhaftung nahm Fritz Ausländer sich am 21. Mai 1943 das Leben. Nach einer neueren Quelle soll sich Fritz Ausländer direkt nach einem innerfamiliären Konflikt mit seiner Frau, die sich in der NS-Frauenschaft betätigte und die beiden Kinder im nationalsozialistischen Sinne erzogen hatte, selbst umgebracht haben. Er hatte kritisiert, dass sein Sohn HJ-Führer und seine Tochter BDM-Führerin geworden waren.

Nachdem für einige Zeit nach der Inflation die Geldmittel für Bildungszwecke etwas reichlicher flos­sen, wird jetzt auf der ganzen Linie abgestoppt. Ford kommt mit 75 Prozent ungelernter Arbeiter aus. Was bedarf es also eines weiteren Ausbaus des Schulwesens? Den Luxus können „wir“ uns nicht mehr leisten. [...] Beim Kampf zwischen Stadt und Staat, wie er sich jetzt in Form des Kampfes um den Finanzausgleich abspielt, trifft der stärkste Druck das ökonomisch schwächste ‚unpro­duk­tive’ Glied, die Schulverwaltung.
Fritz Ausländer, Rettet die Schule! 1927

 Quellen:

  • Wikipedia
  • Hans-Rainer Sandvoss: Widerstand in Pankow und Reinickendorf, Berlin (Gedenkstätte Deutscher Widerstand), 1992, S. 98
  • Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945, Berlin (Lukas-Verlag) 2007, S. 163
  • Vor die Tür gesetzt, Begleitbuch zur Ausstellung des Aktiven Museums, 2006

 


Am 6. März 2009 wurde im Tegeler Erholungsweg 14, dem letzten Wohnort von Fritz Ausländer, ein Stolperstein zu seinem Gedenken verlegt. Gestiftet wurde der Stolperstein von der VVN-BdA Reinickendorf und der LINKEN Reinickendorf. 

Bilder von der feierlichen Verlegung