Krieg ist ein Verbrechen - auch dieser.

Persönliche Erklärung der Bezirksverordneten der PDS, Renate Herranen, zu Beginn der 16. Sitzung der BVV Reinickendorf

(9.4.2003)


Nach dem Beginn der USA - Aggression gegen den Irak wandte sich Renate Herranen am 7. April 2003 mit dem Vorschlag an den BVV- Vorsteher Wolfgang Betcke (CDU), vor der nächsten BVV- Sitzung in einer Schweigeminute der Opfer des Krieges im Irak zu gedenken. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt.


Renate Herranen nutzte daraufhin die Möglichkeit zu folgender


Persönlichen Erklärung

zu Beginn der 16. Sitzung der BVV


Herr Vorsteher,

liebe Kolleginnen und Kollegen,


Sie wissen es: Ich bin Erzieherin in einer Kita in Moabit. Ich betreue über 20 Kinder in meiner Gruppe. Das ist eine aufgeweckte Truppe. Wir haben viel Spaß miteinander.


Bis vor kurzem. Jetzt ist Krieg.

Ein Junge ist aus dem Irak. Als der Krieg begann, war er sehr traurig. Er mochte nichts mehr essen, denn seine Oma und sein Opa sind dort.

Andere Kinder kommen aus Albanien, Polen, Mexiko, Pakistan, Vietnam, aus der Türkei, aus dem Libanon. Dazu kommen natürlich auch deutsche Kinder.


Was soll ich den Kindern erzählen?


Was tun „die Erwachsenen“ dort?

„Meine“ Kinder wissen: wenn sie sich weh tun, kommt jemand und tröstet sie.

Nun sehen und hören sie jeden Tag - im Fernsehen, von den Eltern und Geschwistern: Im Irak sterben Kinder, Mütter und Väter, - Menschen. Soldaten sind auch Menschen.

Warum?

Ein Zwölfjähriger hat gehört: Die werfen Streubomben ab. Das dürfen die doch gar nicht - oder?

Ich finde: Krieg ist ein Verbrechen- auch dieser.

Ich meine: Krieg darf kein Mittel mehr, also auch nicht das letzte Mittel sein, politische Ziele durchzusetzen.

Krieg ist nicht nur unnötig. Angriffskriege sind im Völkerrecht verboten.

Hoffentlich ist bald Schluss mit dem Töten von Menschen!

Ich bin zwar Einzelkämpferin hier in diesem Hause. Ich wollte, dass Sie wissen, wie mir in diesen Tagen zumute ist.

Und wenn es Sie interessieren sollte, wo ich am Sonnabend Nachmittag bin. Ich bin bei der nächsten großen Demo gegen den Krieg.


Gerade wegen der Kinder.