Zeichen gegen das Vergessen setzen
Der NordBerliner
TEGEL/FROHNAU. Sie schimmern golden zwischen grauen Pflastersteinen, haben eine Inschrift, und die Menschen halten inne, beugen sich herab und lesen die wenigen Wörter. Wenige Worte, die jedoch alles über den Menschen aussagen, für den dieser besondere Stein verlegt wurde. Die Rede ist von Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig auch in Berlin immer wieder verlegt-als Zeichen gegen das Vergessen, als Erinnerung an Menschen, die Widerstand leisteten. An Menschen, die verschleppt, inhaftiert, drangsaliert, gefoltert, ermordet wurden. Am morgigen Freitag, 5. August, wird der Künstler in Reinickendorf neun dieser Stolpersteine verlegen.
Der ersten beiden Stolpersteine sind für die Widerstandskämpfer Hans und Hilde Coppi: Der 5. August ist der 68. Todestag von Hilde Coppi, die 1943 vors den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet wurde. Ihr Mann Hans Coppi wurde am 22. Dezember 1943 an gleicher Stelle zusammen mit Arvid Harnack und Harro Schulze-Boysen er mordet. Hans und Hilde Coppi waren Mitglieder der Widerstandsgruppe Rote Kapelle, Gunter Demnig verlegt im Beisein von Dr. Hans Coppi jr., Kulturstaatssekretär André Schmitz und Vertreter dea AG Stolpersteine Reinickendorf um 9 Uhr in der Seidelstraße 23 (Eingang Gartenkolonie „Am Waldessaum“) Stolpersteine für Hans und Hilde Coppi.
Teil des Netzwerks der Roten Kapelle
Die Eheleute wohnten in der dortigen Kolonie, wo an der ehemaligen Laube auf der Parzelle 107 im Weg Nr. 5 bereits eine Gedenkplakette an sie erinnert. Hans und Hilde Coppi gehörten zur Gruppe um Harro Schulze-Boysen und waren Teil des Netzwerkes der Roten Kapelle. Sie bezahlten ihren Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime mit dem Leben. Im Anschluss darann wird mit privater Unterstützung die Familie Gruen geehrt, für die in der Markgrafenstraße 22 in Frohnau vier Stolpersteine verlegt werden. Im Amseltal 29 in Frohnau verlegt Gunter Demnig dann drei Stolpersteine für die Familie Herrmann, ermögIicht durch die Unterstützung des Berliner Bürgerverein in der Gartenstadt Frohnau e.V.
Kleine Gedenkfeier mit Bürgerverein
Auch wird es eine kleine Gedenkfeier geben, an der unter anderem Vertreter des Bürgervereins Frohnau und die Pfarrerin Doris Gräb von der Evangelischen Kirchengemeinde Frohnau teilnehmen werden.
Die von dem Bildhauer Gunter Demnig initiierten Stolpersteine sind mittlerweile zu einem wesentlichen Bestandteil der Berliner Gedenkkultur geworden und haben in über 500 Orten Deutschlands und im europäischen Ausland Nachahmung erfahren. Die vor dem letzten, selbst gewählten Wohnsitz ins Trottoir eingelassenen Gedenktafeln erinnern an Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von den Nazis aus rassischen, politischen oder religiösen Motiven verfolgt und ermordet wurden. In Berlin wurden bislang mehr als 3600 Stolpersteine verlegt. Um künftig die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten - Gunter Demnig, den jeweils zuständigen Bezirksämtern und den lokalen Stolperstein-Initiativen - zu erleichtern, haben Gunter Demnig und Kulturstaatssekretär André Schmitz eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen, in der auch die Arbeit der Berliner Koordinierungsstelle Stolpersteine geregelt und gesichert wird. Die Finanzierung dieser für Termin- und Veranstaltungsplanung sowie die inhaltliche Prüfung der Inschriften unverzichtbaren Koordinierungsstelle hat der Senat in seinen jüngst beschlossenen Entwurf des Doppelhaushaltes 2012/13 als dauerhafte Aufgabe mit einem Finanzvolumen von 170.000 Euro eingestellt. Sie soll künftig im Auftrag der Kulturverwaltung vom Aktiven Museum e.V. verantwortet werden.
Wichtiges Element der Gedenkkultur
André Schmitz: „Mit dem Senatsbeschluss und der Vereinbarung sichern wir dieses wichtige Element unserer Gedenkkultur und würdigen das bürgerschaftliche Engagement vieler Berlinerinnen und Berliner, die so das Vermächtnis der Opfer im Gedächtnis unserer Stadt bewahren helfen"
fle